§ 87. Der Nordische Krieg 1700—1721. 51
Kulturstaaten kennen lernte, machte er 1697 durch Deutschland, Holland und England eine Reise, arbeitete in Saardam (bei Amsterdam) eine Zeitlang als Schiffszimmermann und hielt sich auch in England mit Vorliebe auf den Werften auf. Hierauf veranlaßte er ausländische (besonders deutsche und holländische) Handwerker, Künstler, Gelehrte und Offiziere zur Einwanderung nach Rußland, um hier mit ihrer Hilfe eine Neuerung nach der anderen durchzuführen. — In dem Streben nach Gründung einer Seemacht war ihm Schweden hinderlich, das sich ja die meisten an der Ostsee gelegenen Provinzen im Lause der Zeit erworben hatte.
Verlauf des Krieges.
5. Rußland, Polen und Dänemark sahen mit neidischen Die streitenden
Blicken auf die Machteutwickluug Schwedens. Als nun Karl Xi. "Uiad?te"
gestorben und sein noch minderjähriger Sohn Karl Xii. zur Regierung gelangt war, glaubten sie, dem aufstrebenden Staate die früher gemachten Eroberungen entreißen zu können. Sie schlossen einen Bund
und erklärten an Schweden den Krieg (1700). Aber das Verhalten Karls xu. Er-Karls Xii. bereitete ihnen die größte Überraschung. Der jugendlichefcl9e 1'00~1'06-König fiel mit ungeheurer Wucht in Seeland ein und zwang Dänemark durch das Bombardement von Kopenhagen zum Frieden. Hierauf wandte er sich uach Esthland und siegte noch im gleichen Jahr (1700) bei Narwa am Finnischen Meerbusen über die ihm an Zahl vielfach überlegenen Russen. Endlich machte er einen Angriff auf seinen dritten Gegner. Im unaufhaltsamen Siegeslauf drang er in Polen vor, ließ August Ii. durch den Reichstag absetzen und einen Polen, Stanislaus Leszezyuski, zum König wählen (1704).
Um den ihm verhaßten August Ii. ganz zu demütigen, brach Karl Xii. über Schlesien in Sachsen ein und trug so, unbekümmert um den Friedensbruch, den Krieg ins Reich. Im Frieden zu Altranstädt (1706) bei Leipzig, zu welchem August genötigt wurde, mußte dieser auf die polnische Krone verzichten und dem Bündnis mit Peter I-entsagen. — Unterdeffen hatte Peter I. an der Ostsee eine energische und erfolgreiche Tätigkeit entfaltet, nämlich Jngermanland unterworfen, die sumpfigen Niederungen an der Newa durch eine ungeheure Zahl von Leibeignen austrocknen und 1703 den Grund zu Petersburg, seiner neuen Hauptstadt, legen lassen.
6. Nach dem Altranstädter Frieden lag die Gefahr nahe, daß Karls xn. Miß-fich der nordische König an dem gleichzeitigen Spanischen Erbfolgekrieg ^llos-ms2'00 zu gnnsten der Wittelsbacher, seiner Vettern, beteilige. Es war sür Österreich eine Zeit der Spannung. Allein sie ging vorüber. Durch Marlboroughs Einwirkungen von der spanischen Streitfrage abgelenkt,
4*
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
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Extrahierte Personennamen: Karl_Xi Karl Karl_Xii Karl Karls August Stanislaus_Leszezyuski August Karl_Xii Karl August Peter_I-entsagen Peter_I. Karls
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Holland England Saardam Amsterdam England Rußland Ostsee Polen Schwedens Schweden Karls Seeland Kopenhagen Narwa Finnischen_Meerbusen Polen Sachsen Leipzig Ostsee Petersburg Karls
— 114 —
oder den Stammsitzen entlehnt waren, oft aber auch
sehr sonderbar klangen, z. B. das Geschlecht der Hun-
de von Kuenring, der Wölfe zur Todtenwart, die Nop-
pen von Ballstädt, die Füchse von Franken, die Böcke
von Wulfingen, Rinlhsmaul, Riedesel u. s. w. Allein in
den Kreuzzügen bildeten sich, ähnlich den Mönchsorden,
noch festere Formen des Ritterthums in den drei sogenann-
ten Ritterorden der Johanniter, Tempelherrn (1118) und
Deutschen - oder Marianerritter (ligo). Sie verpflich-
teten sich zum ehelosen Leben, und zum Geleit der Pilger,
auch wohl zu ihrer Pflege, zumkampf gegen die Ungläu-
bigen; es gingen nach Verlust des heiligen Landes erst bei-
de nach Rho dus (zuletzt die Johanniter auch nach Malt ha,
daher Maltheser), der letztere nah Venedig und von da
nach Polen, von wo aus sie den heidnischen Preußen das
Land langst der Ostsee abnahmen und zu einem völligen
Ordensstaat (dem nachherigen Königreiche Preußen) um-
fchufen. Nach diesen drei halbweltlichen und halbgeistlichen
Ritterorden bildeten sich eine Menge anderer im übrigen
Europa. Die weltlicheritterwürdewar aber nicht erblich,
sondern wurde durch Dienen von unten herauf als Knecht
und Knappe und durch Tapferkeit erworben ; eben so,
wie bei den Zünften der Handwerker der Lehrling zum.ge-
sell und Meister, bei den gelehrten Anstalten der Schüler
zum Baccalaureus, Licentiat oder Magister und Doctor
emporstieg, und der Ritterschlag, anfangs ein förmli-
cher Waffenkampf, war das Meisterstück oder die Doe-
torpromotion des Ritterknappen.
Wie die Ritterorden, vermehrten sich um diese Zeit
auch die Mönchsorden, die geistlichen Regimenter des
Papstes unter ihren Ordensgeneralen. Besonders wur-
den die sogenannten Betkelorden des Franz von Assisi,
(Franziskaner l2l6), und d§6 Spaniers Dominikus,
(Dominikaner 1206) mit ihren Unterabtheilungen, als
eine treffliche Stütze, der Hierarchie wichtig. Daher
auch bald den Mitgliedern der letzter», die sich nicht
unpassend als Spürhunde des Herrn (ckomini canes)
bezeichneten, das Geschäft der schrecklichen, von Inno-
cenzlh. (ilyff —- 1216) gegifteten Inquisi-
tion, oder des geistlichen Gerichtes zur Aufsuchung
und Bestrafung der Ketzereien übertragen wurde.
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Extrahierte Personennamen: Riedesel Franz_von_Assisi Franz Dominikus
4zd
allerley Spiritus/ Elipire, Oele, Pulver oder auch
Tropfen und Theriak zu verkaufen haben. Nichts ist
gefährlicher, als von solchen Leuten Atzneh zu nehmen»
Wer dergleichen Sachen unvorsichtig gebraucht, kann
nicht nur seine Gesundheit nach und nach zerstören,
sondern sich das Leben verkürzen. Eben so ungeschickt
werden auch oft die sogenannten Hausmittel an-
gewettdet. Ehe ihr eines gebrauchen wollet: so fraget
zum wenigsten erst einen Bader, oder lauft in die näch-
ste Stadt zu einem Doctor. Merkt vornehmlich dieß;
es giebt keine Univ er sa lm ed l ein, die für alles
hilft! denn jede Krankheit muß auf besondere Art
gehoben werden.
In unfern Tagen sind fast überall die geschickte-
sten Aerzte, die von grossen Lehrmeistern unterrichtet-
worden sind; ist es nicht khvricht, bey diesen Män-
nern sich nicht Rai Hs zu erholen, sondern sich de y
Scharfrichtern oder gar Schindern, bey M a r k t-
schreyern ein Arzneimittel geben zu lassen, weit-
ste etwa den Urin begucklln, oder sonst durch ihr Plau-
dern--sich ein Vertrauen erworben haben? Wenn ihr
ein Haus bauen wollt, nehmt ihr nicht den geschickte-,
sten Baumeister? Und euren eigenen Leib wollt ihr
Pfuschern anvertranen? Ist euer ^örper'nicht Gottes
Elgenthum? Habt ihr ihm nicht Rechenschaft davon
abzulegen, wenn ihr ihn so schlecht versorgt?
Xxxv. Regeln beym Krankenbesuch»
Wollt ihr einen Kranken besuchen / so setzt euch,
wenn er etwa eine ansteckende Krankheit hat, nicht all-
zunah ans Bett, auch nicht so, daß sein Ddem oder
der Dunst von seinem Schweiß euch in die Nase oder
' in
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Stand hat seine Ehre und seine Vorzüge; der Adelstand
soll mit Tapferkeit die Kriegsheere anführen, und nebst
den Regenten und den Gelehrten, mit Weisheit das
Land beherrschen; die Gelehrten sollen immer mehr
nützliche Erkenntnis verbreiten, und gottselige und klu-
ge Unterthanen erziehen; sie sollen gewissenhaft das
Recht sprechen, und Gesundheit und Leben der Unter-
tanen zu erhalten suchen. Die Künstler und Bürger
arbeiten für hie Bequemlichkeit und das Vergnügen,
und überhaupt zur Beförderung der Vorthcile aller
Stande, und der Bauersmann schaffet für alle Brod,
Gemüse und Fletsch, Er bauet den Wein und den
Hopfen; er giebt die meisten Soldaten zur Verteidi-
gung des Vaterlandes; er ist einer der allerwichtigsten
und ehrwürdigsten Stande.
Dst Wohltaten, welche die Einwohner Deutsch-
lands vermöge der Einrichtung und Regicrungsform in
den meisten Churfürften - und Fürstenthümcrn geniessen,
sind unaussprechlich groß. Sie werven von ihren
Dberherren vtzn äußerlicher Gewalt und vor Ueberfal-
len raubsichtiger Völker beschützt; sie werden vor Rau-
bercycn und andern Gewalttätigkeiten in ihrem Lande
hcwachet; ihre Gerechtsame werden ihnen durch Hülfe
her Obrigkeit erhalten; ihre Streitigkeiten nach guten
Gesetzen beygelegt; ihre Wittwen und Waisen werden,
so gut es seyn kann, versorgt, und ihnen selbst und
den Ihrigen, im Nothfall, Beystand geleistet; die Für-
sten und andere Obrigkeiten sorgen für den Unterricht
der Jugend, für den öffentlichen Gottesdienst, für die
Gesundheit durch Bestellung der Aerzte und Wundarzte
und Aufsicht über die Apothecken; durch gute Polizey-
einrichtungen und Aufrechthaltung der Ordnung in den
Handwerken und Profeßionen, durch die Verbesserung
Hh 4 der
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Wenn du also in einer Stadt dich um das Bür-
gerrecht meldest, so laß dir die Pflichten und Rech,
te eines Bürgers in dieser Stadt von einem gesctzver-
ständigen Manne genau und deutlich sagen, damit du
dich deiner Rechte bedienen, und deine Pflichten ge-
wissenhaft beobachten kannst.
Eben so, wenn du dich in einer Stadt oder Dorf
nicderlassen, oderaufeine Zcitlang aufhalten willst:
so frage nach den Gewohnheiten, Pflichten und Rech-
ten dieses Ortes.
Wenn du eine bürgerliche Handthierung und Ge-
werbe treiben willst: so erkundige dich zuvor, was in
dieser Sache erlaubt oder nicht erlaubt sey, damit du
nicht mit Handwerkern und Professionisten oder mit
Kaufleuten und andern Einwohnern in Streit gcrathest.
Ja sogar diejenigen, welche nur durch Lander und
Städte reisen, müssen sich an den Granzen und vor
ihrem Eintritt in die Städte sagen lassen: was sie in
Ansehung der Passe zu beobachten, oder was sie etwa
für Maaren zu verzollen haben, oder welche sie gar
nicht mit sich bringen dürfen, damit sie nicht in Stra-
fe verfallen, oder wenigstens ihre Waaren verlieren.
Kurz, Kenntniß der Rechte und Pflichten
ist der Grund zur Klugheit des Lebens.
Ii. Von der Ehe.
Die Ehe darf nicht unter zu nahen Anverwand-
ten *)/ nicht ohne Einwilligung der Eltern und Vor-
mün-
*) In den preußischen Staaten sind blos diejenigen Ehen
untersagt, welche 3 Mos. 18. ausdrücklich verboten sind;
' "in
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Schaden leiden, ihnen das gehörige Futter geben,
nicht weiter reiten oder fahren, als man es mit dem
Cigenthümer abgeredet hat, und sie zu rechter Zeit dem
Besitzer wieder zustellcn. Leidet dann ein solches Thier
einen Schaden durch deine Schuld : so must du den
Schaden vergüten, entsteht aber ein solcher Schade
durch einen unvermeidlichen Unglücksfall, oder aus ei-
ner Krankheit des Thiers u. dgl. so kann der Eigen-
thümec keine Vergütung des Schadens fordern.
C. Vom Miethen gewisser Personen, oder Mieth
vertrag über gewisse Arbeiten.
1) Wenn du dich als Knecht, Magd, Bedienter
oder Gesell in die Dienste einer Herrschaft begicbst : so
muß du die bestimmte Dienstzeit aushalten, und deiner
Herrschaft die versprochene Dienste leisten. Gehest du
vor der Zeit, ohne rechtmässige Ursache auö den Dien-
sten : so muht du nicht nur deiner Herrschaft den ihr
dadurch verursachten Schaden ersetzen, sondern kannst
auch nach befinden der Umstande bestraft werden.
2) Hast du aber jemand in deinen Dienst genom-
men: so mußt du deinem Gesinde an Lohn, Kost, Klei-
dung und Geschenken dasjenige zu rechter Zeit geben,
was du ihm versprochen hast. Du darfst auch deinen
Dienstborhen eben so wenig, ohne rechtmasige Ursache,
aus dem Dienst jagen ; sonst bist du schuldig , deinem
Gesinde den bedungenen Lohn dennoch zu geben, und
ausserdem allen Schaden zu ersetzen.
3) Ein Künstler oder Handwerker, bey dem man
eine Sache bestellt, ist verpflichtet, das Bestellte eben
gerade so zu liefern, wie cs verlangt und verabre-
det worden ist.
4) 'Ist ibm etwas in der Absicht zur Arbeit über-
geben worden , damit er daraus eine andere Sache
mache ^und verfertige, so muß er das ihm Uebergcbene,
so weit es nöthig ist, zur Sache verwenden, was übrig
ist, dem Besitzer getreulich wiedergehen, und ohne
seinen Willen nicht das Geringste davon bebal-
K k 4 len
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n) Klempern gehört zum Handwerk. Antw. Aber
betrügen doch nicht? Handwerksvorthcil darf nie Be-
trug und Diebstahl werden.
12) Lange geborgt ist nickt geschenkt, sprechen
viele, die auf Gelegenheit lauren, ihren Feinden webe zu'
thun; aber Gott wird auch ihrer Miffetbarcn wieder
gedenken, er wird auch ihnen ihre Sünden nicht verge-
den, wo sie in solchen Gesinnungen sterben.
13) Wer unter den Wölfen ist, muß mit heu-
len. — Er w.ird mit den Wölfen auch gefangen und
erwürget werden. Wer sich unter die Trabern mengt,
den werden die Schweine mit fressen. Wer zum Un-
kraut gehört, wird mit verbrannt werden.
14) Wer nichts haben soll, verliert auch daö
Brod aus dem Bettelsack. Er ist zur Dürftigkeit ge-
boren. Antw. Wer sein Brod aus Dummheit verliert,
hat es nicht Gott oder dem Schicksal, sondern
sich nur zuzuschreiben. Wer durch Verschwendung und
Thorbcit, durch Faulheit und Sorglosigkeit verarmet,
kann nicht reich bleiben, wenn ihm Gott auch Kam-
mern voll Silber gäbe. Den fleißigen, klugen und
sparsamen Armen segnet der Herr.
Ii. Warnung vor Unkeuschheit.
Die meisten Sünden der Unkeuschheit entstehen
aus vorhergehenden kleinen Fehlern und heimlichen
oft wiederholten Versündigungen, die man für keine
Sünden halt. Es wird auf einem Tag niemand ein
unkeuscher, ehebrecherischer Mensch.
i) Hütet euch also vor folgenden Fehlern: sehet
die wollüstigen Begierden in euren Herzen nicht für
etwas Gleichgültiges an; sie sind ein kleiner Funken;
aber es entsteht vielleicht ein verderbliches Feuer dar-
Mm aus.
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Porrede.
Gespräche über solche gelesene Stücke eingestellt und die
Jugend zur Lebenskluccheit, zu nützlichen Versuchen in der
Oekonomie, zu einiger Kenntniß der Rechte und b an-
ders zu einer specieuen Kenntniß der Rechte und Pst-ch-
ten der Einwohner ihres Dorfes angeführt würden; wie
weit mehr wahre Aufklärung würde unter dem Landvolk
entliehen, wie würden viele zum eigenen Nachdenken an-
geführt und vorbereitet werden, die Religronslehren in
Predigten und Gesangbüchern desto leichter zu verstehen,
wie würden dann die Gespräche nützlicher, und der Um-
gang mit emander vernünftiger werden!
Man hat wider den Gebrauch der Erdbeschreibung
in diesem Buche die Einwendung gemacht, sie würde des-
wegen den Kindern der gemeinen Stande wenig nützen,
weil sie doch nicht wüßten, wo auf Erden die verschiede,
nen Städte lägen, das man allein aus Landkarten za
;<rnen im Stande sey; die Landkarten mit kleinen lateini-
schen Lettern aber könnten die wenigsten gebrauchen; ich
habe daher auf ein Mittel gedacht, diesem Mangel ab-
zuhelfen, und lasse nun einige deutsche Landkarten kür deut,
jche Stadt- und Landschulen stechen; hoffe bald, einen
Versuch davon vorleqen zu können. Da werden die jungen
Putsche in der Stadt und auf dem Laude mit diesem alige,
weinen Lesebuch und der Landkarte leichter die Zeitungen
verstehen lernen, und sich auf eine nützliche Weise in den
wüssigen Stunden der Sonn-und Feyerrage beschäftigen.
Einige gaben den Rath, man sollte für Stadtschu-
len das Kapitel von der Oekonomie weglassen und dafür
die Kenntniß der Künste und Handwerker hineinsetzen;
allein die Oeconomie ist kein geringer ?hcil der Kenntniß
der Natur, die jedem nützt, und da on die meisten Ein-
wohner der deutschen kleinern Landstädte, die Feldbau
treiben, einen gar unten Gebrauch machen können. Da-
mit aber der Wunsch, eine kurze Beschreibung der Kaufte
und Handwerker bey diesem Lesebuchs zu haben, erfüllt
werde; so hat ein gewisser Gelehrter den Auftrag von
mir übernommen, eine solche Beschreibung anfzusetzen und
sie wwd nächstens gedruckt erscheinen. Höchstwahrschein-
lich »viro sie nicht mehr als 2 Groschen sächsisch oder
8 Kreo»
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3) P ei’i eb er g/ die Hauptstadt/ lebt meist vom Acker-
bau / Viehzucht und Handwerkern.
h) Zu Havelberg ist der Holzhandel und Schifs«
bau das wichtigste Gewerbe. Es werden hier auch
viele Strümpfe gestrickt.
c) Zu Lenz e n ist ein wichtiger Elbzoll und eine Fah-
re über die Elbe.
3. Die Länder der Herzoge von Sachsen;
sie bestehen ans 5 Fürstenthümern mit ihren Haupt-
städten/ deren Herzoge evangel. lutherisch sind.
A. Das Fürstenthum Coburg/ Herzog Ernst
Friedrich/geb. 1714./ groß 22^ Tluadratmeilen/ .Ein-
wohner 650oo, bergicht/ fruchtbar/ hat gute Vieh-
zucht: daher auch viele gemästete Dchsim nach Frankfurt
arümayn/ Thüringen und andere Orte verkauft werden.
Die Wolle der Schaafe wird theilö von den Tuchma-
chern verarbeitet/ therls gekämmt nach dem Voigtiande
gejch.ckr. Dre Waldungen sind vortrestich; Marmor/
Alabaster-Eisen, Schleifsteine/ Thon/ Kalksierne wer-
den gefunden/ und zum Theil verarbeitet.
*) Coburg/ dre Haupstadt, an der Itfch, 6961.
Einwohner/ wo sich viele Handwerker/ als Biech-
schmiede/ Büchsenmacher, Drechsler/ Färbet/ Fei-
lenhauer/ Gürtler/ Hafner/ Hurmacher,, Kupfer-
schmiede/ Kürschner/ Leinweber u° s. w. aufhaitett/
deren Arbeiten durch Kausieute weit versandt wer-
den. Es ist auch hier ein akademisches Gymnasium.
d) Saalfeld/ an der Saale im Fürstenthum Alreu-
burg/ ehemalige Residenz des Herzogs von Sachse.a-
Coburg-Saalseld / die -uw zu Coburg ist/ hat eirrige
gute Manufakturen / eine Vrtriolsiederey/ ein Blacr-
fardenwerk'und rn der Gegend einige Bergwerke.
C) Zu
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Extrahierte Personennamen: Ernst
Friedrich/geb Ernst Leinweber
34
dhf-ftni—■■
■
6. Fürstenthum Hohen zollern. Awo Linien
besitzen dieses Land. Es ist nichts als die Residenzen
H e.ch i n g e n und S i g m a r i n g e n merkwürdig;
-aber sehr merkwürdig ist/ daß das chur- und hoch-
fürstliche Haus Brandenburg von den alten Grafen von
Hohenzollern abstammt.
7. Fürstenthum Dettingen hat zween Fürste»/
Die kathol. Religion sind: zu merken sind Oettin-
Len und Wallerstein.
8. Fürstenthum Fürstenberg, eines der größ-
ten in Schwaben, Fürst Benedikt Joseph, kath. Rel.
Residenz D 0 naueschingen, wo der Ursprung der
Donau im Schloßhof merkwürdig ist. Die merkwür-
digsten Städte sind Mößkirch, Haßlach und Trochtel-
fingen , in welchen Obervogteyen sind. Die Einwoh-
ner nähren sich vom Ackerbau, Viehzucht und Garn-
spinnerey. Es wird Getaride von da aus in die
Schweiz geführt.
9. Ausserdem sind in diesem Kreise noch 21 Ab-
keyen und nach einige andere Grafschaften und Herr-
schaften , wie auch 31 freye Reichsstädte. Die be-
trächtlichsten sind folgende:
2) Augsburg am Lech, kath. und evang. Religion
Einwohner 34—35000, hat ausserordentliche wichtige
Cattunmanusakturen und Druckereyen, worunter die
von Schulenlche sich auszeichnet, ausserdem Barchent-
Leinwand , und andere Weber, viele Goldschmidte, die
sehr geschmackvolle Arbeit in Gold und Silber lie-
fern, G.oldschläger, die in andern Provinzen selten
sind, Bortenmacher, und viele andere geschickte Künst-
ler und Handwerker. Da die Kunst, welche Augsburg
vom i4ten Jahrhundert an berühmt machte, noch nicht
untergegangen ist, so ist auch die Handlung mit den
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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